Aris Alexandrou wurde 1922 in St. Petersburg von einem griechischen Vater und einer russischen Mutter geboren. 1928 zog seine Familie nach Thessaloniki und später nach Athen, wo er ein Studium an der Handelshochschule angefangen, aber abgebrochen hat. Später wurde er wegen seiner linken politischen Aktivitäten verfolgt und verbannt.

Aris Alexandrou schrieb vor allem Lyrik, anfangs geprägt von seinem Optimismus für den ideologischen und politischen Erfolg der Kommunisten in Griechenland. Später aber schrieb er immer skeptischer über die Kommunisten und sein Zweifel am Parteikonformismus hat ihm den Titel des „Dichters der Niederlage“ eingebracht; ihn interessierten dabei die Sinnlosigkeit des politischen Kampfes und die Metaphysik des menschlichen Schicksals. Diese Seite von Alexandrou wurde v.a. durch seine vertonten Gedichte, die Unabgeschickten Briefe, breit rezipiert. Alexandrou war auch als Übersetzer tätig; seine Übersetzungen von Dostojewski ins Griechische gelten heute als Standardwerke.

Sein einziger Roman Die Kiste (1974) hat ihn als einen der wichtigsten Prosaautoren der Neuzeit etabliert: Im September 1949, kurz vor Ende des griechischen Bürgerkrieges, sitzt der Ich-Erzähler in einer Isolationszelle. Er ist der letzte Überlebende eines Todeskommandos, dessen Auftrag es war, eine angeblich sehr wichtige Kiste von einer Stadt zu einer anderen zu transportieren. Die Kiste erwies sich aber als leer. Er weiß nicht, von wem er inhaftiert ist, und das einzige, was ihm übrig bleibt, ist, die leeren Seiten, die ihm täglich vorgelegt werden, mit einem Bericht zu füllen. In seinem „Bericht“ versucht er immer wieder seine Auffassungen darzustellen. Am Ende, nachdem seine Texte immer verzweifelter wirken (im imposanten letzten Kapitel gibt es auf ca. 35 Seiten keinen einzigen Punkt), wird ihm klar, dass ihm dies nicht möglich ist. 

Alexandrou starb 1978 in Paris, wo er seit dem Obristenputsch 1967 lebte.

"Ein großes Buch, das mit einer kalten und intensiv poetischen Wut Zeugnis ablegt, eine Parabel auf die Willkür politischer Macht."

Le Monde des Livres

Im Deutschen liegen vor: 

Die Kiste. Antje Kunstmann Verlag, München 2001