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Katerína Angeláki-Rooke wurde 1939 in Athen geboren. Sie studierte Fremdsprachen in Athen, Frankreich und der Schweiz und schloß mit einem Diplom als Übersetzerin und Dolmetscherin für Englisch, Französisch und Russisch ab.

Angeláki-Rooke trat als Vorreiterin der zweiten Dichtergeneration nach dem Krieg (der sogenannten „Generation der Skepsis“) in Erscheinung, indem sie sich bilderstürmerisch mit bekannten mythologischen Motiven und Symbolen auseinandersetzte und deren konventionelle Inhalte infrage stellte. Nach den Arbeiten der sechziger Jahre – „Liki kai sinnefa“ (1963; Ü: Wölfe und Wolken), „Piimata 63-69“ (1971; Ü: Gedichte 63-69) – konzentrierte sie sich in ihrer Dichtung auf das, was ihr ganz persönliches Erkennungsmerkmal werden sollte: die Beschreibung der Körperlichkeit der Gefühle. Gliedmaßen, Organe und Merkmale des Körpers werden auf buchstäbliche und sinnliche Weise zu Resonanzböden des Bewusstseins der Dichterin. Die Welt, mit der dieses Bewusstsein im Dialog steht, ist eine kalte, winterliche Landschaft, die jedoch – weit davon entfernt, düster zu sein – zu einer ruhigen und würdevollen Annahme der Einsamkeit zu führen scheint. Einsamkeit wird hier als tieferes, ontologisches Wesen des Daseins begriffen. Diese Haltung, ungewöhnlich in der griechischen Dichtung, findet ihren Ausdruck in den Sammlungen „Magdalini, to megalo thilastiko“, (1974; Ü: Magdalena, das große Saugetier), „Ta skorpia chartia tis Pinelopis“ (1977; Ü: Die verstreuten Papiere der Penelope) und vor allem in „O thriamvos tis statheris apolias“ (1978; Ü: Der Triumph des stetigen Verlustes), „Enantios erotas“ (1982; Ü: Widrige Liebe) und „I mnistires“ (1984; Ü: Die Freier).

In den neueren Arbeiten Angeláki-Rookes „Epilogos aeras“, (1990; Ü: Nachwort Wind), „Lipiu“ (1995; Ü: Trauerland) und „Orea erimos i sarka“ (1996; Ü: Schöne Wüste, das Fleisch) kommt hingegen das erzählerische Element stärker zum Tragen, es gibt direkte autobiographische Bezüge. Neu ist der Ton eines wie mit gedämpfter Stimme geführten Dialoges mit dem Tod.

Gedichte von Katerina Angeláki-Rooke sind in mehr als zehn Sprachen übersetzt worden. In deutscher Übersetzung liegen einige Gedichte in den Anthologien „Und ich, die nur wollte, ich“ (1992) und „Unter dem Gewicht der Wörter“ (1999) vor. Sie selbst hat eine Vielzahl von Werken, sowohl Lyrik als auch Prosa, aus dem Englischen, Französischen und Russischen ins Griechische übertragen. Die Dichterin lebt in Athen.

(Nach: Dimosthenis Kourtovik: Griechische Schriftsteller der Gegenwart. Ein kritischer Leitfaden. Romiosini Verlag, Köln 1999