Ausstellung von Alexis Akrithakis
Neue Nationalgalerie, Berlin, 28. März-18. Mai 2003

 

Alexis Akrithakis wurde 1939 in Athen geboren, dort ist er 1994 gestorben. 1968 hatte ihn das Künstlerprogramm des DAAD für ein Jahr nach Berlin eingeladen. Er blieb fünfzehn Jahre, eine lange Zeit, die nur durch die regelmäßigen Reisen in seine Heimat unterbrochen wurde.

In Berlin fand der kreative Anarchist Geist und Bohème, Heiterkeit und Poesie, aber auch Freunde, mit denen er politisch übereinstimmte. Sein Atelier wurde ein Ort, wo sich Künstler vieler Richtungen trafen und sich gegenseitig mit ihren Theorien und Traktaten, mit Trompetensoli und Theaterstücken beflügelten. Der Gastgeber saß oft still dabei, sein Zeichenstift glitt leise über das Papier. Die so entstandenen Texte und Bilder gingen ein in viele selbstgebundene Bücher aller Größen. Die Ausstellung zeigt einige davon in den Vitrinen, kostbare Originale.

Der besessene Maler – Dichter entwickelte seine Bildsprache wie ein nur ihm gehörendes Alphabet: Verwurzelung und Universales in einer seltsam eindringlichen Mischung. Was er auf seinen Griechenlandreisen am Straßenrand aufsammelte oder an den Stränden fand, das waren „arme“ Materialien: angeschwemmte Hölzer, Plankenteile von Schiffswracks. Er schuf daraus wunderbar leuchtende Reliefs. Ein mediterraner Liebender hat das Weggeworfene, Angeschwemmte verzaubert. In diesen Reliefs brachte Akrithakis Mythos und Materie ins Gleichgewicht.

Seine Kunst, die auch die Vergangenheit von Dichtern und Künstlern erforscht, die die Sehnsucht ihres Schöpfers dem Publikum ganz ungeschützt offenbart, wurde schon früh von Sammlern und Galeristen begriffen und angenommen. In der Ausstellung (und im Katalog) finden sich viele Berliner Sammler der ersten Stunde. Und die Namen bekannter Galerien, die den Künstler zeigten: der legendäre Alexandre Iolas mit seinen Galerien in Paris, Genf, Mailand und Athen; Jean Bernier, ebenfalls in Athen, die Galerie Tanit in München, Mike Cullen und Folker Skulima in Berlin, Di Leone in Venedig. Il Fauno in Turin. Kunstvereine, Goethe-Institute und das Institute Francais stellten ihn aus. Nach seinem Tod gab es die großen Retrospektiven im Museum von Thessaloniki und in der Nationalgalerie von Athen. 

Alexis Akrithakis ist auf dem Weg zum Klassiker zu werden – er hätte es sich nicht träumen lassen.

Folker Skulima
Kurator der Akrithakis Ausstellung