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Soti Triantafillou ist 1957 in Athen geboren. Nach einem Pharmaziestudium in ihrer Heimatstadt hat sie an der École des Hautes Études en Sciences Sociales de Paris in Geschichte und Kulturgeschichte und an der University of New York in Urban Studies promoviert und darüber hinaus in Athen ein Studium der Französischen Literatur absolviert. Parallel dazu findet sich eine intensive Beschäftigung mit dem Film und dessen Geschichte, in deren Folge sie sechs Monographien zum Kino veröffentlicht und als Dozentin für Filmgeschichte gearbeitet hat. Seit 1990 hat die vielseitig interessierte Autorin ein umfangreiches literarisches Werk veröffentlicht: drei Erzählbände, sechs Romane und ein Kinderbuch. Nahezu dreisprachig, ist sie auch als Übersetzerin, Lektorin und Publizistin tätig. Derzeit hat sie als freie Schriftstellerin ihren Lebensmittelpunkt in Athen.

Soti Triantafillou gilt in Griechenland mittlerweile als kosmopolitische Kultautorin und verkörpert den Schriftstellertypus des selbstironischen Stadtneurotikers. Allein drei ihrer Romane spielen in den USA, einen davon hat sie in englischer Sprache verfaßt („Poor Margo“, 2001). In einer großen Leichtigkeit des Erzählens spricht sie in mehreren Büchern von den subversiven Glücksträumen der jungen Generation in den Metropolen der achtziger Jahre, vom Wirbel langer Nächte mit Alkohol und Drogen, vom Fieber für Musik und Kino, von Freundschaft und Liebe und natürlich immer wieder vom Scheitern, aber auch von der radikalen Entwurzelung und Orientierungslosigkeit der zweiten Emigrantengeneration im amerikanischen Hinterland, was in ihrem Roman „O ipójios uranos“ (1998; dt. „Der unterirdische Himmel“, 2001) thematisiert wird.

Die geschichtlichen Studien der Autorin, deren spezielles Interesse den Anfängen sozialistischer Politik gilt, finden ihren Niederschlag in zwei vieldiskutierten historischen Romanen, die aus dem individuellen Mikrokosmos ihrer fiktiven Personen, die kühn mit historischen Persönlichkeiten wie Lenin und Rosa Luxemburg gemischt sind, einen staunenden Blick auf die kollektive Geschichte des Fortschritts und seines Scheiterns werfen. Sorgfältig recherchiert und an einer Fülle von Schauplätzen – von Afrika bis Sankt Petersburg - souverän in Szene gesetzt, folgt der erste, „To ergostásio ton molivión“ (2000; dt. „Die Bleistiftfabrik“, in Vorbereitung), dem mäandernden Schicksal von drei Generationen einer unkonventionellen griechischen Familie, die sich aktiv in die revolutionären Prozesse in Technik, Politik und Kunst vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs einzubringen versucht, während der zweite, „Albatros“ (2003), anhand eines ungleichen Paares aus der englischen Ober- und Unterschicht die Geschichte der Suffragetten nachzeichnet.

Birgit Hildebrand

© internationales literaturfestival berlin

 

Triantafillou hat mit den unterirdischen Himmel eine mitreißende Roadnovel geschrieben, einen herzzereissenden und melancholischen Liebesroman. Die Geschichte von Billy und Lucia ist wie ein schöner und unendlich trauriger Film. Bilder, die im Kopf bleiben, Landschaften, Musik und eine Ahnung, dass das Leben mehr sein könnte, als es ist. Der unterirdische Himmel verdeutlicht am meisten, was für die Texte von Triantafyllou und der anderen Autorinnen und Autoren der jüngeren Generation kennzeichnend ist: Griechenland ist nicht mehr der Ort, der vom westlichen Blick in exotisch ‚griechischen’ Klischees gerahmt wird, sondern Teil einer globalen Gesellschaft. Der unterirdische Himmel geht etwas weiter: nun ist es der Blick einer Griechin, der den Westen, im Paradigma des Mythos ‚USA’ als das exotische Objekt betrachtet.

Rezensionen, u.a.: Berliner Zeitung 09.10.01
                             FAZ 04.10.01

                             FAZ 09.01.02

Im Deutschen liegen vor:
Der unterirdische Himmel. Zsolnay Verlag, 2001
Die Bleistiftfabrik, Zsolnay Verlag, 2004